Angst vor dem Lehrer ist eine ziemlich häufige Ursache für Schulschwierigkeiten. Ob es nun darum geht, dass das betreffende Kind sich durch das Auftreten des Lehrers allgemein, oder durch sein Verhalten bei gewissen Situationen geängstigt fühlt, spielt für das Endergebnis keine große Rolle, ebenso wenig, ob der Lehrer die ganze Klasse einschüchtert, oder ob sich das Kind als Individuum benachteiligt fühlt. Angst ist fast immer irrational und daher von den Eltern nicht leicht als Ursache zu entdecken.
Auch hier gilt, wie bei den meisten anderen Punkten unserer Auflistung: Wieviel wissen Sie tatsächlich über die Situation in der Schule? Die Frage ist keineswegs so lächerlich, wie sie sich vielleicht anhört, wir haben die Erfahrung gemacht, dass die Vielzahl aller Eltern erschreckend wenig über den eigenen Sohn, die eigene Tochter weiß, und zwar, proportional zum Alter, immer weniger! In der Regel ist das Wissen über das, was das eigene Kind beschäftigt, weitestgehend davon abhängig, wie man gewöhnlich mit solchen Informationen umgeht, die man entweder vom Kind selbst oder von Dritten erhält. Wer also jetzt eingestehen muss, bei unangenehmen Nachrichten ebenfalls “unangenehm” zu reagieren, sei es durch Schimpfen, Jammern, Geschrei, Strafen oder welche unangenehmen Reaktionen es sonst noch geben mag (überlegen Sie, was SIE früher an Ihren Eltern in derlei Fällen gestört hat), der hat hier schlechte Karten, wenn es um vertrauliche, möglicherweise für Ihr Kind peinliche Informationen geht.
Betrachten wir einfach einmal die Sachlage: Sie wissen, dass Ihr Kind Probleme in der Schule hat und Sie vermuten, der Grund dafür liegt in der Angst Ihres Kindes vor seinem (oder einem) Lehrer. Sie sind schon einen bedeutenden Schritt weiter als andere Eltern, da Sie den Gedanken zulassen, die Schuld könne auch auf Seiten des Lehrers liegen.
Es gibt sensible Kinder (wobei wir bevorzugt an solche aus der ersten Klasse denken), für die die Einschulung ein gewisser sozialer Schock war, Kinder, die den - nennen wir es einmal - rauheren Ton mancher desillusionierter älterer Pädagogen oder das nassforsche Auftreten so manchen Junglehrers in keiner Weise gewöhnt sind und ihn nicht verarbeiten können. Für solche Kinder ist die Schule, repräsentiert durch ihren Lehrer, ein Horror. Für den unentschlossenen Elterntyp bleibt die Hoffnung, dass sich das Kind an die veränderte Situation gewöhnt, vor allem, wenn sie viel mit ihm darüber sprechen und versuchen, ihm dadurch die Angst zu nehmen.
Und gerade weil wir den Durchschnittslehrer als Durchschnittsmenschen akzeptieren müssen, können wir sogenanntes “menschliches” Verhalten wie Sympathie oder Antipathie nicht ausschließen. In der Konsequenz wird der Eine bevorzugt, der Andere benachteiligt. Natürlich gibt es auch die Fälle, in denen ein Lehrer die ganze Klasse verabscheut und das über die Noten zum Ausdruck bringt. Wer die Auseinandersetzung mit dem Pädagogen scheut, wer Angst hat, sich an den Vertrauenslehrer zu wenden, auch der kann hoffen, dass sich die Situation im nächsten Jahr mit einem Lehrerwechsel verbessert.
Schüler in höheren Klassen verbitten sich zumeist die Einmischung ihrer Eltern, wenn sie sie überhaupt informieren, in dem (leider nicht unberechtigten) Gedanken, nach deren Intervention noch größeren Schikanen ausgesetzt zu sein. Schüler in diesem Alter sind häufig schon so robust, dass sie pädagogischen Anfeindungen Stand halten können - aber das weiß man leider immer erst hinterher!
Unter dem Strich gesehen ist Warten auf bessere Zeiten die schlechteste aller Möglichkeiten! Wenn wir unserem Kind wirklich helfen wollen, müssen wir gegebenenfalls unseren inneren Schweinehund überwinden und aktiv werden. Wir zeigen Ihnen, was Sie dabei vorab bedenken sollten!
Merke:: Wenn Ihr Kind Angst vor einem Lehrer hat, sollten Sie unbedingt Verständnis zeigen. Schimpfen Sie vielleicht sogar zusammen mit Ihrem Kind über ihn, natürlich in den Grenzen, die Anstand und Vernunft gebieten.
Machen Sie ihrem Kind keine Vorwürfe. Lassen Sie sich den Sachverhalt erklären, so wie ihn Ihr Kind sieht. Versuchen Sie herauszufinden, was Ihr Kind von Ihnen erwartet, u.U. fühlt es sich schon
durch Ihr Verständnis gestärkt. Holen Sie (falls ratsam und möglich) unauffällig von Klassenkameraden deren Meinungen ein.
Der direkte Weg wäre, die Lehrkraft anzusprechen - ob es ratsam ist, bleibt Ihrer Einschätzung der Persönlichkeit überlassen. Am Ende Ihres Engagements sollte aber ein Ergebnis stehen, zum Einen weil
Sie es Ihrem Kind schuldig sind und zum Andern: Sie kennen doch den oft zitierten Satz: Angst essen Seele auf! *)