Vorbereitung für ein Lehrergespräch

Im Grunde genommen sollte eine besondere Vorbereitung für das Gespräch mit einem Lehrer, der mein Kind unterrichtet, nicht erforderlich sein. Sicher gibt es Fälle, für die das zutrifft. Wenn mein Kind keine Schulprobleme hat, ist i.d.R. auch kein Gespräch erforderlich. Hat es aber Probleme, so wäre es fatal, unvorbereitet zu erscheinen. Demjenigen, der uns hier Defätismus vorwirft, halten wir die an anderer Stelle erwähnte Äußerung eines finnischen Lehrers entgegen: Deutsche Lehrer mögen ihre Schüler nicht! Das wird sicher nicht auf jeden Lehrer zutreffen, aber wir können diese Äußerung eines - unbeteiligten - Pädagogen nicht ignorieren.
 
Wir haben persönlich und durch Berichte von mehr als 100 Schülern so viel an Ablehnung von Seiten der Lehrer erlebt, dass es fahrlässig wäre, wollten wir ratsuchende Eltern nicht entsprechend auf ein möglicherweise entscheidendes Gespräch vorbereiten, das über das Wohl und Wehe ihres Kindes entscheiden kann...


 
1. Unterhalten Sie sich vor diesem Gespräch mit Ihrem Kind ganz ausführlich und lassen Sie sich über alles Denkbare informieren. Wenn Sie ein gutes Vertrauensverhältnis zu Ihrem Kind haben, werden Sie keine unangenehmen Überraschungen erleben. Andernfalls klären Sie irgendwelche Ungereimtheiten vorher ab - wenn nötig gegen eine “Generalamnestie”. Das ist immer noch besser, als - wie man so schön sagt - in’s offene Messer zu laufen!
 
2. Wenn es kein Routineanlass ist, gehen Sie nie allein zu einem Lehrergespräch, sondern nehmen Sie immer Ihre/n Partner/Partnerin mit, oder - noch besser - jemanden, der mit der Problematik vertraut ist.
3. Haben Sie keine Angst und wenn doch, zeigen Sie sie nicht!
 
4. Sollten Sie feuchte, kalte Hände haben, dann reiben Sie sie vorher so lange, bis sie trocken und warm sind, Sie sollten nicht von vorne herein verraten, wie aufgeregt Sie sind.
 
5. Weigern Sie sich, auf einem Grundschulsitz Platz zu nehmen (Sie müssten sonst zum Lehrer aufsehen!)
 
6. Setzen Sie sich bequem auf Ihren Stuhl, keinesfalls auf die vordere Stuhlkante. Lehnen Sie sich zurück, das signalisiert Überlegenheit.
 
7. Halten Sie unbedingt Blickkontakt! Schauen Sie keinesfalls zur Seite oder nach unten, wenn Sie mit irgendwelchen Vorwürfen konfrontiert werden. Augenkontakt bedeutet hier Stärke und Selbstsicherheit.
 
8. Wenn Ihr Gegenüber Sie nicht ausreden lassen sollte, bestehen Sie höflich aber bestimmt darauf, zu Ende reden zu können. Natürlich unterbrechen Sie Ihr Gegenüber auch nicht.
 
9. Wenn Sie sich von Ihrem Kind über alle Details und sog. Schanddaten haben informieren lassen, dann zögern Sie nicht zu intervenieren, wenn der Lehrer etwas anders darstellt, als Ihr Kind es getan hat. Geben Sie sich nicht mit pauschalen Beschreibungen zufrieden (“immer frech”), lassen Sie sich den Vorwurf genau erklären. Geben Sie berechtigte Beschuldigungen zu: “Das hat mir mein Sohn auch so geschildert.” Der Lehrer soll merken, dass Sie informiert sind und dass Ihr Kind Ihnen gegenüber offen ist.
 
10. Nehmen Sie demonstrativ Schreibzeug zur Hand und notieren die Vorwürfe Wort für Wort. Lassen Sie sich wichtige Passagen wiederholen, damit Sie sie wörtlich notieren können. Sie werden sich wundern, wie wenig plötzlich von solchen Vorwürfen übrig bleibt!
 
11. Wenn Sie am Ende dieses Gesprächs das Gefühl haben, die ganze Sache sei mehr oder weniger unbefriedigend, dann formulieren Sie das! Bitten Sie um ein weiteres Gespräch, um Gelegenheit zur Rücksprache, z.B. mit Ihrem Kind, zu bekommen.
 
12. Bringt das alles nichts, dann wenden Sie sich an den Rektor und dann an das Schulamt! Denken Sie daran, es geht um Ihr Kind, um seine zukünftigen Chancen im Leben! Sie dürfen nicht zulassen, dass man sie ihm verbaut!


 
Merke:: Auch wenn man es nach unseren Ausführungen nicht annehmen sollte, es gibt doch eine sehr große Zahl von vernünftigen Lehrern, bei denen die Mehrzahl der obigen Tipps nicht erforderlich ist.  Bei diesen Pädagogen ist entweder überhaupt nie ein Gespräch notwendig, oder es genügt ein einfaches Telefonat. Aber beim Rest kann Ihre Vorbereitung gar nicht intensiv genug sein, denken Sie an die eingangs zitierte Äußerung des finnischen Lehrers!

 

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