Pubertät

Abgesehen von den ersten Lebensjahren gibt es keine ähnlich starken Veränderungen im Leben eines Menschen wie in der Pubertät, die man als absoluten Ausnahmezustand bezeichnen muss.


Es ist die Zeit der Ablösung, die Orientierung zu Freunden, die plötzlich in nahezu allen Lebensbereichen das nachahmenswerte Vorbild abgeben. Dieser Wechsel kommt für Eltern oft regelrecht überfallartig, sie können sich nicht allmählich mental darauf einstellen.
Im Zusammenhang mit der eigenen Identitätsfindung betrachten die Jugendlichen erstmals die Eltern mit überaus kritischem Abstand. Viele Dinge, die sie bisher an ihnen bewundert und für sich selbst als erstrebenswert gesehen haben, werden nun gegenteilig be- und verurteilt. Der Wunsch nach Abgrenzung wird von den Eltern als etwas empfunden, dass einfach nur schmerzt. "Kein Vertrauen mehr, komme nicht mehr an sie/ihn heran, verstehe sie/ihn nicht mehr" sind die häufigsten Formulierungen Rat suchender Mütter und Väter von Pubertierenden.

 

Ähnlich lauten auch die Aussagen von den Jugendlichen: "Meine Alten haben keine Ahnung, wie es mir geht, sie verstehen mich nicht mehr, es ist ihnen ganz egal, wie ich mich fühle" sind dabei noch die harmloseren Statements.

 

Schnell wechselnde Stimmungslagen, ungehaltenes, patziges Verhalten, Widerspruchsgeist - mit all diesen Verhaltensveränderungen müssen die Eltern nun zurecht kommen. Einem Drahtseilakt gleich werden sie täglich aufs Neue vor diese Herausforderung gestellt. Einerseits mögen die Kids nichts mehr von sich und den aktuellen Problemen erzählen, andererseits werfen sie aber den Eltern vor, keine Ahnung von ihnen zu haben. Diesen Widerspruch wollen und können sie jedoch meist nicht einsehen.


Das Einzige, was Eltern jetzt tun können ist, ihrem heran wachsenden Kind trotzdem deutlich das Gefühl zu geben, dass sie es lieben und so akzeptieren mit all den unterschiedlichen Auffassungen, die sie deutlich nach außen tragen. Sie wollen flügge werden, brauchen aber dennoch unbedingt weiterhin das schützende Nest, in das sie sich manchmal flüchten können. Sie würden das allerdings niemals irgend jemandem gegenüber und auch sich selbst nicht zugeben. 

 

Wenn die Kids in manchen Dingen mit dem Kopf durch die Wand wollen und sich dabei blaue Flecken einhandeln, wäre es das denkbar Schlimmste, was Eltern dann äußern könnten: "Siehst du, hab ich dir doch gleich gesagt!" Das verstärkt in extremem Maße das Gefühl des nicht Verstehens und vergrößert unnötigerweise die Kluft zwischen Eltern und Jugendlichen. Stattdessen bewirkt ein liebevolles mitfühlendes Streichen über den Kopf und ein völlig wertfreier Satz: "Es tut mir leid für dich, dass es nicht geklappt hat/ dass du jetzt so traurig bist. Ich kann mir vorstellen, wie weh das tut."

 

Wenn es z.B. um das negative, kränkende oder enttäuschende Verhalten eines Freundes gehen sollte: Achtung! Niemals verurteilende, abschätzige Worte über ihn fallen lassen. Das ruft den Widerspruchsgeist auf den Plan, und der fiese Typ, der unserer Tochter gerade das Herz gebrochen hat, wird nun auch noch verteidigt. Die Einsicht, dass er es nicht wert war, seinetwegen Tränen zu vergießen, kommt erst sehr viel später.

 

Mit den aufmüpfigen Verhaltensweisen wollen die Kids Stärke nach außen demonstrieren, die sie in Wirklichkeit aber (noch) gar nicht haben. Sie sind sehr verletzlich, was von den Eltern durch ihr großspuriges Verhalten aber oft falsch interpretiert wird. Ein unerwartetes in den Arm nehmen kann dieses Aufbegehren ganz plötzlich unterbrechen, irritieren und auch zum Überlegen führen, ob ihr Verhalten nicht doch eine Spur zu forsch, zu krass gewesen sein könnte.

 

Außer den schulischen Themen spielt die Ordnung in den meisten Familien eine vorherrschende Rolle. Auch hier ist es der Wunsch nach Abgrenzung und Selbstbestimmung, der die Jugendlichen im Chaos versinken lässt. Jeder sollte für sich selbst abwägen, ob für eine bessere Ordnung der Familienfrieden geopfert werden darf. Spätestens wenn der Junior feststellt, dass er im Chaos die Turnsachen, wichtige Arbeitsblätter oder vielleicht sogar die Kinokarten nicht mehr findet, wird eine Aufräumaktion aus eigener Überzeugung der Notwendigkeit gestartet werden. Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung!

 

Mit Beginn der Pubertät haben die Kids oft große Einschlafprobleme. Durch die Veränderungen im Hormonhaushalt wird die biologische Uhr um 2 Stunden zurück gestellt, sodass das morgendliche, frühe Aufstehen umso schwerer fällt. Das ist auch der Grund, warum man seine Kinder in diesem Alter nur ganz selten am sonntäglichen Frühstückstisch antrifft. Es wäre fatal, wollte man sie deswegen tadeln. Liebevolles Verständnis trägt wesentlich mehr zu einem friedlichen Miteinander bei, als stures Festhalten an ungeschriebenen Familiengesetzen....

 

 

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